Teil 2
Was hat Alex noch gemacht?
Hier sehe ich einen ganz großen Effekt auf das ganze Klanggeschehen. Alex macht sich Gedanken, welche Systeme er anbietet und wie er was zusammenstellt. Nicht einfach wild zusammengewürfelte Komponenten, die irgendwann mal irgendwo im Test gut abgeschnitten haben oder auf dem Papier gut aussehen. Alex kennt die Teile, die er verbaut und weiß, was wie zusammenpasst. Wenn alles fertig eingebaut ist, verlangt er den Fahrzeugschlüssel, setzt sich mit seinem Laptop und einem Messmikrofon auf den Fahrersitz und misst das System ein. Dabei linearisiert er den Klang und passt die Laufzeit von rechten und linken Lautsprechern so an, dass sie gleichzeitig auf dem Haupthörplatz, also dem Fahrersitz ankommen. Jetzt fragt mich nicht, wie lange er für das Einmessen und Einstellen benötigte, aber das ging nicht mal eben in ein paar Minuten. Für mich waren das die quälendsten Minuten überhaupt. Die Spannung stieg und ich wusste ja schon aus dem letzten Einbau, dass irgendwann der Moment kommt, wo ich einsteigen darf. Und so kam es dann auch.
Der Klang – Manchmal setzt man sich ins Auto, drückt auf „Play“ und plötzlich öffnet sich eine völlig neue Klangwelt
Wahrscheinlich bin ich schon ein komischer Vogel. Klar ist man geneigt, erstmal ein paar effekthaschende Musikstücke anzuspielen, also die mit viel Bass, mächtig Wumms, extremen Dynamikumfängen, usw. Aber relativ schnell bin ich vom Hoppen von Effekt zu Effekt dazu übergegangen, eine klassische Aufnahme anzuhören und mir die kompletten 15 Minuten anzuhören. Es handelte sich um die Ouvertüre zu 1812 von Tschaikowsky. Als kleine Hintergrundinfo, es dreht sich dabei um den Sieg der Truppen des russischen Zaren über Napoleons Angreifer. Das Stück ist geprägt von einem großen Orchester, mächtigen Dynamikumfängen und zieht einem förmlich in die Geschichte rein, vom Beginn des Feldzugs, anfänglichen Gewinnen der Franzosen bis zum Verstummen der französischen Kanonen und dem erlösenden Siegesgeläut der Kirchenglocken und den letzten freudigen Salutschüssen. In Schwandorf hörte ich die rein orchestrale Variante, also Bass über Pauken und nicht über echte Kanonenschläge (also nicht die berüchtigte Telarc-Version mit den Cincinnati Pops). Mich zog es beim Hören tatsächlich in das Geschehen hinein. Mit der Dynamik hatte der Verstärker nie ein Problem. Die Kraftreserven schienen unendlich, die Bühne war groß, alle Instrument gut hörbar, alles glockenklar und rein.
Beim Dave Brubeck Quartett und dem Stück Take Five ist alles fein durchzeichnet, knackige Schläge von Joe Morello auf den Drums, selbst zarteste Bewegungen mit dem Besen über die Trommeldecken berühren Dich, die Becken klingen lange nach. Das Beste: Die Bühne ist hier förmlich zu sehen. Dave Brubeck sitzt rechts am Klavier, daneben der Bass, direkt vor den Augen bläst Dir Paul Desmond am Saxophon die Töne förmlich ins Gesicht und ganz links sitzt Joe Morello am Schlagwerk. Alles perfekt ortbar, manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass ich innerhalb des Schlagzeugs sagen kann, wie die Trommeln und Becken angeordnet sind. Toll! Bleiben wir beim Jazz. Die Stimme der bezaubernden Norah Jones schwebt förmlich über dem Armaturenbrett während die Töne des Klaviers Dich umschwärmen. Wow. Es kommt das Gefühl auf, dass Norah direkt vor Dir auf dem Armaturenbrett sitzt.
Jetzt spiele ich ja selbst Gitarre (oder besser gesagt, lerne es), also musste nun auch mal Eric Clapton her, in der MTV-Unplugged Version. Eine verdammt gute Aufnahme mit durchaus schon anspruchsvoller Gitarrenmusik. Das klingt einfach herrlich, das Schwingen der Saiten und das Mitschwingen der Obertöne, wie wenn man live in der ersten Reihe sitzen würde. Wenn das Publikum klatscht, sitzt man förmlich inmitten des Konzerts. Weiter geht’s mit Tommy Emmanuel, sicher der Nummer eins an der akustischen Gitarre. Ich kanns nicht beschreiben, so gut klingt es. Das klingt, wie live, nicht wie von Boxen oder Lautsprecher. Da klebt halt nix an den Boxen sondern die Töne schwingen frei im Raum (ich weiß nicht, wie ich es richtig beschreiben soll). Beim weiblichen und deutschen Pendant an der Gitarre (Jule Malischke bzw. Julie Malia wie sie sich nach der Internationalisierung ihrer Karriere nennt) kommt zum virtuosen Gitarrenspiel noch die tolle Stimme dazu, die aber auch nie aufdringlich wirkt. Mit dem System von Alex kann man schon lange ermüdungsfrei hören. Manchmal hat man Systeme, bei denen Bässe und Höhen herausstechen, aber die Mitten (das meiste, was in der Musik vorhanden ist), irgendwie untergeht. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an den sogenannten Badewannen-Sound, für den Canton vor Jahrzehnten mal bekannt war. Zurück zum High End Upgrade von Speaker-City. Hier ist es so, und Akkustik-Gitarrenmusik liegt halt überwiegend im Mitteltonbereich, dass der Mitteltonbereich absolut ebenbürdig ist. Genau mein Geschmack.
Ach ja, für die Freunde von Rock und Pop habe ich natürlich auch alles mögliche durchgetestet. R.E.M. Losing my Religion fetzt schon mächtig. Da macht alles Spaß, von der charakteristischen Mandoline über die klassische E-Gitarre bis hinunter zu den Bässen. Rolling Stones, AC/DC, Dire Straits, usw. spielt das System mit einer Leichtigkeit, die Freude macht und mit knackigen, druckvollen Bässen, die einfach Spaß machen. Ihr wisst schon, Glück ist, wenn der Bass einsetzt. Der Subwoofer ist in einem geschlossenen Gehäuse. Wie ich dann durch Gespräche mit Alex und mit dem Entwickler von Audiotec Fischer (Lieferant vom DSP und den Frontlautsprechern in meinem System) auf der Messe erfuhr, benötigen geschlossene Subwoofergehäuse eine höhere Verstärkerleistung als Bassreflexsysteme, die mehr Luft in Bewegung setzen können. Dafür liefern geschlossene Systeme sehr präzise, knackige Bässe. Angesichts des vorhandenen Platzes im Enyaq ist die Wahl von Alex für ein geschlossenes System sicher richtig. Vom Hörgeschmack ist es für mich genau richtig, auch wenn ein Bassreflexsystem bei richtig tiefen Basspassagen vielleicht mehr Spaß macht. Dazu aber auch im nächsten Abschnitt ein paar Worte eines Messebesuchers.
Fortsetzung folgt