Ich arbeite ja selber in einem großen Konzern. Da ist klar geregelt, welche MA Zugriff auf welche Daten haben. Diese Daten liegen in der Cloud in Tools mit entsprechenden Zugriffsberechtigungen. Je mehr Zugriffsmöglichkeiten jemand hat, desto besser ist der geschult. Auch werden die Berechtigungen sehr restriktiv gehalten und unter bestimmten Konstellationen von der Geschäftsführung freigegeben. Downloads von Daten können nur sehr wenige Personen machen und die Systeme geben Alarm, wenn ungewöhnliche Aktionen stattfinden und auch wenn bestimmte Security Maßnahmen im täglichen Geschäft nicht beachtet werden und Schulungen nicht durchgeführt werden.
Ja, spätestens mit UN-ECE ist ja ein Cybersecurity Management System vorgeschrieben. Also wird natürlich alles überwacht, alle Inkonsistenzen und unnormalen Ereignisse gemonitort, alles mehrfach vor Manipulation geschützt, alle kritischen Pfade dokumentiert. Ähm naja, in der Theorie halt.
Wir sind hier nach so ziemlich allen möglichen Normen und Richtlinien der meisten Autohersteller in Europa zertifiziert. Es ist schon absolut spannend wie unterschiedlich da manche Anforderungen sind. Ich weiss auch ehrlich nicht was schlimmer ist: Die laschen Richtlinien von Hersteller "A" die man zu 100% erfüllt und sinnvoll arbeiten kann, oder die praktisch nicht umsetzbaren Anforderungen von "B" die die entsprechenden Abteilungen dieses Unternehmens immer wieder zu Workarounds zwingen um überhaupt (und erst Recht mit Dienstleistern) arbeiten zu können. Gefühlt ist "A" sicherer...
T-Systems hatte mal die glorreiche Idee, Laptops gegen Standorte zu dongeln um zu verhindern das "Fremde" ins Netz kommen. Das Ergebnis war, das alle Mitarbeiter aus anderen Standorten sich die wenigen freigeschaltenen Netzdosen teilen mussten, ein Wirrwarr aus Switchen, WLAN Router... entstand. Natürlich offiziell streng verboten. Nur traut sich kaum ein kleiner Admin oder Abteilungsleiter auf solche Sachen einzuwirken wenn ihm der teure Berater auf der Gegenseite erklärt das er ja gern mal den Auftraggeber (AKA mindestens Standortleitung oder Höher) informieren könne, das er am arbeiten gehindert werde. Wird in jeder Sicherheitsschulung gezeigt, wie man zu reagieren hat. Aber jeder Admin der dafür zweimal beim großen Chef angetanzt ist um einen Rüffel zu kassieren, lässt es beim dritten mal zu.
Insofern bin ich mir nicht sicher ob es sinnvoll ist, das die Geschäftsführung Berechtigungen verteilen sollte. Zumindest kenne ich keine (inkl. meinem Vater als Chef hier) der das alles überblicken kann und Zeit dafür hat.
Also mal eben so den MA zu entlassen, weil er einen blöden Fehler gemacht hat, ist sehr kurz gesprungen. Wenn das für einen MA egal in welcher Position mal eben so möglich war, ohne dass Systeme das gemerkt haben und jemand Alarm schlug und es Gespräche gab, dann ist das unprofessionell, fahrlässig und sowas von amateurhaft.
Das wäre Bastelnudenniveau bei einem deutsche DAX Konzern und ganz tief unterhalb des Anspruchs, den ich als Kunde an ein solches Unternehmen hätte. Es reicht mir nicht, wenn nur die Rechtsabteilung professionell aufgestellt ist.
Prinzip Schuldigen suchen halt. Ich weiß auch nicht ob jemand wirklich so perfekt ist, das er so über andere Urteilen kann. Aber so läuft es doch erstmal als Beruhigungsmaßnahme in den meisten Firmen.
Ich habe den CCC Vortrag und alle Unterlagen mir auch nicht im Detail angesehen. Aber wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren da von Struktur und Ablage her wohl mehrere "Datentöpfe" zusammengepackt. Wenn dem so ist, hätten bei Datentöpfe-1 Exporten die DSGVO Prüfungen nicht angeschlagen weil kein Bezug zu einem Nutzer vorhanden.
Aus meiner Studienzeit und Arbeit bei dem großen Autohersteller: An solche Daten kommt man vorbei an allen perfekten Sicherungssystemen sehr einfach durch eine Bratwurstidee. Wenn dem Werksleiter eingefallen wurde dass er eine wesentlich bessere Linienauslastung hinbekommt wenn er Daten A (Verantwortung Q), Daten B (Verantwortung IE), Daten C (Verantwortung P), Daten D (Verantwortung Vertrieb) und E (Personal) zu einem Dashboard verknüpft dann kommt der Montag frohgelaunt zur Praktikantin und gibt der den Auftrag sowas zu bauen. Die läuft nun los und bekommt die Daten von IE und P problemlos weil sie dort regelmässig ist und die Leute kennt. D lässt sich überreden weil so nett gefragt wurde und man ja immer dem Nachwuchs helfen will. E liegt gerade mit der Werkleitung in Diskussionen über mehr Budget und hilft da im Gegenzug für eine positive Erwähnung natürlich gern weiter. Nur A ist penetrant und nervig. Zum Glück ist aber der Altgediente Qualitätschef im Urlaub und die Vertretung will noch Karriere machen und wenn im zweiten Anlauf die nervige blöde Studentin ein Schreiben vom Werkleiter dabei hat will man ja nicht negativ auffallen...
Alle Daten wurden also innerhalb der Prozesse freigegeben, es wurde dokumentiert welcher Stand wohin gegeben wurde, auch wohin und welche Datenklassifizierung die Daten haben. Damit sind die Zugriffe eingeschränkt, anhand der Klassifizierung automatische Löschrichtlinien aktiv. Bedeutet u.a. das ich die Daten vom Personalwesen nicht auf das dienstliche IPad überspielen oder auch nur anzeigen konnte.
Also alles gut? Mitnichten, mit den unterschiedlichen Informationen hätte ich plötzlich die gesamte Werkstruktur ermitteln können, durch diverse Verknüpfungen sogar Gehaltsklassen ermitteln, durch temporäre Umparametrierungen der IE in Verbindung mit den P Planungen und den Q Ist Werten Statistiken über Krankheitswerte in den Produktionsteams erstellen...
Sowas fängt dir so schnell kein System ab. Die entsprechenden Zugriffssysteme werden gewusst haben, das ich bestimmte Daten in meinem entsprechend gesichertem Confluence Bereich habe. Was sich mit meinem Prozess- und Datenwissen aus diesen Daten ermitteln lässt und damit die Erkenntnis das diese Teilmengen an Daten gefährlich sind, damit tun sich selbst KI Systeme schwer. ... und selbst wenn dort eine rote Lampe angegangen wäre, mit dem "Raus aus dem Gefängnissschein" vom Werkleiter wäre die Lampe ausgeschalten worden.
tl;dr:
Vertrauen in Systeme, Richtlinien und die Einhaltung durch alle Beteiligten ist ein gutes Ruhekissen aber ganz sicher keine Garantie für Datensicherheit.