Ich finde den Artikel ziemlich undifferenziert. Gleichzeitig spiegelt er aber eine gewisse Wahrheit wider.
Dass die WLTP Reichweitenangabe keinen Pfifferling wert ist, wird sicher niemand bestreiten. Dass WLTP auch nur eine Angabe zum Vergleichen von verschiedenen Fahrzeugen ist, ist sicher auch richtig. Was aber bei unbedarften - nennen wir sie "arglose Käufer" ankommt, ist dass man mit 530km WLTP Reichweite 530km fahren kann. Im Kopf wird auch bei vielen arglosen Interessenten ankommen, dass man da was abziehen muss - also rechnen sie vielleicht mit 400km. Wenn sie dann aber mit der Realität von weniger als 300km im Winter konfrontiert werden, finde ich, dass man da schon zurecht von "Scheisendreck" reden kann.
Und ich halte es ähnlich wie unser allseits geliebter JuiceBooster-Verkäufer schon sagte: wenn man die Verbrennerfahrer abholen will - also in großem Stil abholen will - dann muss die Elektromobilität in etwa das leisten, was mit dem Verbrenner auch möglich ist. Wenn durch die vielen kleinen Kompromisse, der Umstieg auf ein E-Fahrzeug zum "Pain in the ass" wird, dann darf man da auch enttäuscht sein.
Für viele ist der Umstieg auf E-Mobilität großartig. Ich denke da insbesondere an die, die z.B. am eigenen Stellplatz ihren eigenen PV-Strom laden können und für die restlichen Strecken sogar eine Ladekarte vom Arbeitgeber haben (dabei meine ich das nicht abwertend, oder neid-geschwängert). Aber je weiter sich der Einzelne von der Idealkonstellation wegbewegt, desto mehr muss man den Umstieg wollen, damit man bereit ist, den Mehraufwand inkauf zu nehmen. Kein eigener Stellplatz bedeutet, man hat keinen vorkonditionierten Akku bzw. immer den höchst möglichen Verbrauch. Keine eigene Wallbox bedeutet, man muss für jedes Laden irgendwo hin fahren - inklusive mitten in der Nacht das Auto wieder abholen, um die horrenden Blockiergebühren zu umgehen. Keine eigene PV-Anlage bedeutet, man hängt auf Gedeih und Verderb am Preis der Ladeanbieter.
Und dann gibt es noch diejenigen, die mit der E-Mobilität nicht verheiratet sind. Die kaufen ein Auto und das muss funktionieren. Die nervt es, wenn sie statt eimal im Monat zweimal in der Woche zum "tanken" fahren müssen.
Ich schätze, der Autor des Artikels gehört zu genau dieser Gruppe, für die E-Mobilität noch kein Heilsbringer ist. Vielleicht beim nächsten Mal.