Ich sehe es einerseits auch wie Ihr: Monopol ist nicht gut und „eigentlich“ ist Softwareentwicklung ganz einfach (ich bin schon sehr lange Softwareentwickler).
Aber bleiben wir lieber bei der Realität, mit der VW es jetzt zu tun hat: Wenn ich ein performantes und möglichst aktuelles Bediensystem in einem Auto haben will, dann geht das nicht mit Automotive-Hardware: Da gibt es strenge Vorgaben bzgl. der Qualifikation, die aus Sicht der Konsumenten eine Ewigkeit dauert. Mit Smartphone-Hardware, die im Jahresrythmus aktualisiert wird, wird Automotive Hardware so schnell nicht mithalten können. Das soll sie auch gar nicht. Ein Auto sollte 15 Jahre oder länger seinen Dienst tun.
Die Einbindung von Smartphones für die Fahrzeugbedienung macht daher Sinn. Nicht nur aus den von mir oben genannten Komfort-Aspekten. Die Auswahlmöglichkeiten für mobile Betriebssysteme sind hier aktuell fix vorgegeben. Punkt.
(Und ja: Das Auto muss auch fahren wenn das Smartphone mal nicht da ist. Notbetrieb = Infotainment).
Jogi spricht zu recht von Datenpunkten, die die beiden Hersteller geschickt nutzen. Das ist vollkommen richtig und ein Kernaspekt, den VW noch nicht verstanden hat (ich habe mit Ihnen darüber auf der IAA 2019 gesprochen und kenne die Antwort).
Viel wichtiger ist aber: wer das Endgerät für die Benutzer herstellt, hat alles in der Hand. Marketing hin oder her. Beispiel: Die Banken haben das Potential funktionierende, mobile Bezahlsysteme zu entwickeln. Können sie diese durchsetzen? Nein. Das war von Anfang an klar. Trotzdem haben viele Banken hier viel Geld in Software versenkt.
VW hat das Potential. Sollte es genutzt werden? Gebt Euch die realistische Antwort selbst.
Nehmen wir eine andere Sicht auf dieselbe Sache:
Ein Smarthome hat unter anderem folgende Datenpunkte: Innen-/Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2 Gehalt, Wärmepumpe (Heizen, Kühlen), Energieverbrauch, (Dach-) Fenster, Türen, Rollos, Licht, Kameras, PV, Speicher (Daten, Wärme, Strom), Automatisierung.
Welche dieser Datenpunkte passen nicht auf einen Enyaq? Was ist an einem Auto so anders als an einem Haus außer dass es sich zusätzlich bewegen kann?
Es gibt viele Smarthome Systeme. Wer sich damit beschäftigt hat, weiß, dass es hier inzwischen eine Herstellerallianz mit Aussicht auf Erfolg gibt. Das gleiche muss im Fahrzeugbereich passieren. Wenn nicht, wird der Standard Apple oder Google (oder beide) lauten. Aber ganz sicher nicht VW, BMW, Mercedes, Tesla…