Ach. Und wie begründest du, dass bei Skoda schon vor dem Russen-Überfall Lieferzeiten von 18 Monaten im Raume standen und andere Hersteller DEUTLICH schneller sind? Habe ja schon zwei genannt, Tesla ist der dritte.
Der VW-Konzern hat sich verkalkuliert, so einfach ist das.
Ich gehe einfach mal davon aus, dass in der Firmenzentrale von VW oder Skoda der Chef nicht in seinem Büro sitzt und sich die Hände reibt, wie großartig er die Kundschaft mit Ausreden an der Nase herumführt. Ich meine, was hätten Skoda und VW davon?
Für deren Erfolg ist Gewinn entscheidend. Gewinn erzielen sie nur durch Verkäufe. Verkaufen können sie momentan nur auf dem Papier, denn nur ein geliefertes (!) Auto bringt Geld. Wenn sie also keine Autos ausliefern, nehmen sie kein Geld ein. Die Kosten durch Personal und Produktionsstätten laufen aber weiter.
Also... mal ganz ehrlich: was hat Skoda davon, den Kunden was vom Pferd zu erzählen?
Man kann ja daran glauben, dass die einem falsche Gründe vorsetzen. Ok, meinetwegen. Dass deren Entscheidung, die Bestellungen zu reduzieren nicht die cleverste war, wissen die jetzt auch. Im Nachhinein läßt sich dann aber immer trefflich kritisieren, insbesondere wenn man selber nicht in der Situation war abliefern zu müssen. Während der Pandemie haben die ganz gewiss am Tisch gesessen und versucht abzuschätzen, wie die Pandemie ablaufen könnte und was sie tun müssen, um die Firma nicht gegen die Wand zu fahren.
Um nur mal die Dimension zu verdeutlichen, was es bedeutet, bzw. dass da in kurzer Zeit Vorhersagen getroffen werden mussten und die resutltierenden Entscheidungen substanziell Kosten bremsen mussten: der Konzern, von dem ich spreche, kostet jeder Monat ohne Einnahmen 1,5Mrd.€. Bei einer damaligen Reserve von 8Mrd.€ hätte es nur 5 Monate gedauert, bis die Firma insolvent gewesen wäre. Wohlgemerkt ohne eigene Fehlentscheidungen und bei eigentlich gut laufendem Geschäft. Niemand konnte wisse, welche drastischen Mittel die Behörden aufrufen. Niemand konnte wissen, ob die Firmen schliessen müssen. Niemand konnte wissen, wie lange das dann laufen könnte. Deshalb wurde innerhalb weniger Tage riesige Sparprogramme auf den Weg gebracht, die dafür sorgen sollten, die Liquiditätsreserven zu verlängern. Und auch bei uns ist man mit diesen Entscheidungen hohe Risiken eingegangen.
Volkswagen ist noch viel größer, als unser Verein. Wenn die es einfach mal so hätten laufen lassen, hätten sie riskiert, dass es nach einer eventuellen Zwangsschliessung über möglicherweise Monate hinweg kein VW mehr gegeben hätte.
Ja, in einem Umfeld, in dem sich behördliche Rahmenbedingungen schneller änderten, als sie Änderungen zu Papier gebracht werden konnten - und das nicht nur in Deutschland, sondern in zig Ländern, die alle mit in die Überlegungen eines Weltkonzerns einfliessen müssen - haben sie vielleicht die falsche Vorhersage und damit die falsche Entscheidung getroffen. Das ändert aber ja nichts daran, dass es Corona mit (erzwungenen) Werksschliessungen, Chipkrise, Lieferkettenprobleme und jetzt noch dem Krieg tatsächlich gibt. Und zwar nicht nur in der Realität von VW und Skoda, sondern auch von allen anderen Firmen.
Warum trifft die Chipkrise nun den einen Hersteller stärker, als den anderen?
Tesla baut ein Standardprodukt. Da gibt es DEN Tesla. Den kann man in ein paar Farben aussen und in zwei Farben innen bestellen und man kann noch FSD hinzuwählen. Das wars. Es ist immer das gleiche Auto. Die können also 10000 Teslas produzieren und auf Halde legen - die nächsten 10000 Besteller bekommen diese 10000 produzierten Autos.
Bei den deutschen Herstellern dagegen bekommt man hochgradig konfigurierte Autos. Ich erinnere mich vor einigen Jahren an eine Werksführung bei Mercedes, wo es hieß, dass in der gesamten Vorjahresproduktion nur insgesamt drei Fahrzeuge exakt gleich waren. Die deutschen können also nicht auf Halde produzieren. Deren Kernkompetenz ist, ein individuelles Einzelstück in eine laufende Fließbandproduktion einzusteuern.
Nichts davon ist besser oder schlechter; sie haben schlicht unterschiedliche Nischen besetzt. Nun kann ich mich doch nicht für die hochgradige Konfigurierbarkeit entscheiden und dann rumjammern, warum die nicht genauso produzieren, wie die Konkurrenz mit dem Standardprodukt.
Im übrigen: dass der Fiat 500 Elektro nur 3 bis 4 Monate Lieferzeit hat, würde meine Nachbarn freuen zu hören, die warten nämlich jetzt den 8ten Monat drauf.