Es hat doch schon jemand geschrieben: Wenn kein Sonnenblumenöl da ist, ist DIESES Regal leer. Deshalb gibt es den Rest immer noch. Mehl ist auch knapp. Trotzdem muss der Supermarkt nicht schließen. So kann man das auf viele Produkte ausweiten. Den Oberleinsiedler Bodensee-Apfel kann man nur in riesigen Hallen unter Schutzatmosphäre lagern. Diese Lagerhaltung geschieht beim Produzenten (oder der Erzeugergemeinschaft), nicht beim Händler. Ist jetzt Leonie dafür verantwortlich, auf Verdacht Kabelbäume für ein Jahr (eine Apfelsaison) auf Vorrat herzustellen? Und Äpfel gibt es weltweit. Da kann man auf Lager in Neuseeland, Israel, Polen, Brandenburg…. zurück greifen. Zusätzlich noch auf den sich jedes Jahr rund um die Welt drehenden Sommer und den Ernte-Herbst verlassen. Fällt eine Region aus, ist das zu verkraften. Kabelbäume gibt es nicht so oft, die wachsen nicht auf Bäumen. Das Geschäft damit ist auch nicht so margenstark, dass es sich lohnt, das Risiko einer zusätzlichen „Reserveproduktion“ durch Vorhaltung von Produktionsanlagen und Personal einzugehen.
Aber das Mehl (Ukraine die Kornkammer Europas) ist schon ein gutes Beispiel. Es hat eben NICHT überall genügend große Lagerkapazitäten, das zu kompensieren. Ebenso beim Raps- und Sonnenblumenöl (ebenso Ukraine einer der größten Produzenten) Auch da hat niemand ganze Tanklager oder Lagerhallen voll gebunkert für den Fall, dass die Ukraine ausfällt.
Den Kabelbaum beim Auto kann man sich wie die Online-Anbindung des Handels vorstellen. Bricht die zusammen, dann hat man zwar volle Regale (Karosserien, Sitze, Scheiben etc.), kann aber nichts verkaufen. Weil man nicht mehr kassieren kann. Fallen große Zahlungsdienstleister aus, nützt auch das größte volle Logistikzentrum nichts. Übrigens dürfte „schnelldrehende“ Ware auch im größten Logistikzentrum nicht lange liegen. Da wird auch nur für die Verteilung an die einzelnen Händler (Filialen) konfektioniert. Am morgen auf der rechten Seite angeliefert, am Nachmittag auf der linken Seite ausgeliefert. so läuft es dort doch meistens ab. Lagehaltung kostet auch im Lebensmittelhandel viel Geld.
GTT : „lokale“ Produkte kommen auch nicht nur aus dem Bereich der nächsten 20 km. Eine solche „lokale“ Fertigungstiefe beim Auto ist nicht darstellbar. Selbst Kleinst-Serien-Hersteller Pagani macht nicht alles selbst.
Das macht auch gar keinen Sinn, an jedem Standort jeden Zulieferer für genau die vor Ort benötigten Mengen zu haben. Dann bräuchte WOB sein eigenes Stahlwerk, seinen eigenen Reifenhersteller usw. für einen Riesen wie VW noch irgendwo vorstellbar. Für Porsche mit den Stückzahlen schon weniger. Für Gumpert, Königsegg etc. wird das eher schwer. Dann gibt es aber nur noch den Standort WOB, nicht auch noch Zwickau,, Neckarsulm Ingolstadt, Mlada Boleslav und wie die Standorte alle heißen. Dann wird nicht „übernommen“ und modernisiert (Skoda durch VW), sondern gekauft und plattgemacht.
Die Zusammenhänge und Abhängigkeiten in der Produktion eines Autos sind so groß und komplex, das kann man eigentlich als Kunde kaum erfassen.
Leider hat man als wartender Enyaq-Kunde im Augenblick nur die Möglichkeit, sich in sein Schicksal zu ergeben, oder zu Tesla zu wechseln. Und das funktioniert nur, bis China den Standort wegen Corona zumacht. Oder den dortigen Zulieferer für Kabelbäume dichtmacht. Andere Ursache, gleiches Problem, das kann auch Tesla treffen. Und die würden bei ihren Zulieferern auch stornieren, was geht. Oder Elon Musk sagt (um die Entscheider in Deutschland „zu beschleunigen“), für Europa wollte er doch seit Sommer 2021 in Grünheide produzieren. China-Kontingente gibt es für Europa nicht mehr. Und schon dauert es auch bei Tesla länger oder viel länger oder noch länger.
Leider ist das alles nicht so schnell zu ändern, wie man es gern hätte. Auch ich hatte nur Glück, dass mein Auto „To Go“ beim Händler stand. Und ich hoffe für jeden Wartenden, dass sich die Lage schnell beruhigt. Nur leider sieht es nicht so aus, dass der rote Kreml-Zar W.P. zur Vernunft kommt.