Ich betrachte die Enyaq-Software nicht als Beta. Ich habe aber auch Verständnis dafür, dass sich Betroffene ärgern über Unzulänglichkeiten.
Sicher sind Softwarefehler nervig. Und müssten nicht sein.
Genauso nervig sind Vergleiche mit Win95. Das Betriebssystem des Autos ist mit Sicherheit komplexer, als Win95. Und sehr gute, und dann noch bezahlbare „Softies“ (Programmierer) liegen nicht irgendwo in diversen Karteien, und sind sofort verfügbar.
Die Besten der Branche sind heiß umworben, und entsprechend teuer. Und wenn man dann einen hat, der will das gesamte Team nach seinen Vorstellungen umbauen. (selbst mitbekommen, nicht in der Autoindustrie, aber auch da wird es nicht anders sein) Und das bedeutet unter Umständen einen kompletten „Neubau“ der Software. Von den allerbesten Softies lässt sich keiner in ein Korsett zwängen nach dem Muster: da haben wir Sorgen, Du beseitigst nur die Fehler, der Rest bleibt.
Dann muss die MEB - Software nicht nur den Enyaq versorgen….
Nur, weil wir es bei den Handys und Computern gewohnt sind, schnell mit Updates versorgt zu werden, können wir das beim Auto nicht auch erwarten. Da kann man nur enttäuscht werden. Und auch Android hat ebenso wie iPhone OS oder iPad OS noch Baustellen.
Ich gehe davon aus, dass es im Laufe der Zeit besser wird, wenn der Enyaq OTA wirklich beherrscht.
Weiterhin baut jeder Zulieferer Software in seine Steuergeräte ein. Dafür Schnittstellen zu definieren, damit das Ganze fehlerfrei zusammen arbeitet, ist mit Sicherheit sehr komplex. Dann wollen sich die Zulieferer gegen den Wettbewerb auch schützen, und „verrammeln“ ihre Software gegen entsprechendes „Klauen“ durch Andere. Was Schnittstellen wieder komplexer macht.
Und dass man bei einem relativ neuen System (MEB ist kaum 2 Jahre am Markt) eine geringere Fehlertoleranz einbaut, und lieber eine Fehlermeldung zu viel als zu wenig ausgibt, auch dafür habe ich Verständnis. Es sind doch keine sicherheitskritischen Fehler wie komplettes Bremsversagen etc. (gab es Anfang der 2000-er Jahre bei Mercedes mit der SBC-Bremse), oder Überladen (Überhitzen) der Batterie durch Rekuperation resp. Überhitzen der Bremsanlage (Teslas, die mit vollen Akkus Berge runter heizen, und trotzdem laden…).
Man muss dem BEV-Primus Tesla aber einfach zugestehen, dass sie zum Einen ca. 10 Jahre schon am Markt sind, und zum Anderen niemals klassischer Autohersteller waren. Die konnten ein Auto um die Software bauen, und bei den Zulieferern entsprechend fertigen lassen.
Bei einem Konzern wie VW muss man eben für viele Fahrzeuge planen, und alle müssen mit einem Basic-Setting laufen, damit sich das rechnet.
Dann muss die gesamte Software auch gegen Angriffe von außen geschützt sein.
Und ein wichtiger Punkt sollte auch nicht vergessen werden: Der von vielen sehnlichst erwartete in-car-Store beinhaltet auch ein Sicherheitsrisiko. Das sieht man bei einigen Handy-Apps. Da flitzen mehr Daten nach China, als es einem lieb sein kann.
Denn was wird passieren: Erst gibt es einen geschlossenen Store, in dem nur „Spielereien“ verkauft werden, dann verlangen Verbraucherschützer ein Öffnen des Stores. Und dann haben wir remote-gesteuerte Autos, ohne dass wir das wollen. Und ein „Du musst ja nichts installieren, wenn Du Angst hast“, gilt hier nicht. Da geht es u.U. um Menschenleben.