Beiträge von Milvus

    Vielleicht schreckt es den einen oder anderen Elektriker weniger, wenn man ihm nur den Auftrag gibt, eine 16A-CEE-Steckdose neben den Ort der Wallbox zu verlegen. Das klingt einfacher und entspricht mehr dem normalen Geschäft. Vor Wallboxen haben manche Elektriker Angst, weil sie sich nicht auskennen.

    Die Wallbox dann an der Drehstromsteckdose anzuschließen ist keine große Sache mehr. Da findet man vielleicht einen Spezialisten, der das gerne macht, weil er sich ohne die Mauerdurchbrüche und ggf. notwendige Erdarbeiten auf das Anschließen und Melden bei den Stadtwerken konzentrieren kann. Diese Arbeiten haben bei mir nur eine Stunde pro Wallbox gedauert.

    Bei mir liegt ein mit 32A abgesichertes Kabel 5 x 6mm² von 25 m Länge zwischen Hausanschlußkasten und Garage. In der Garage eine kleine Unterverteilung mit 2 Sicherungen von je 16 A. Daran angeschlossen je eine Wallbox (Zuleitung 2,5 mm² von 3 m Länge). Eine Wallbox für mein Auto, die zweite für Besucher. Ich gehe davon aus, dass in den allerseltensten Fällen beide Wallboxen gleichzeitig mit je 11 kW laden werden. Wenn es doch einmal vorkommen sollte, ist die Anlage dafür ausgelegt.


    Sollte ich feststellen, dass es doch öfter vorkommt, werde ich meine Wallbox auf z.B. 7kW begrenzen, was für eine volle Batterieladung über Nacht immer ausreicht. Ein Lastmanagement zum Schützen meiner eigenen Installation ist daher überflüssig. Was die Stadtwerke an Lastmanagement via Trägerfrequenz in den nächsten Jahren einführen werden, steht ja noch in den Sternen.


    Meine Hauptmotivation für die Wahl von 6mm² liegt in den geringen Leitungsverlusten von insgesamt 55W im Kabel bei Ladung mit 11kW. Bei einem 2,5mm² -Kabel wären es schon 132W.

    Ich bin kein intimer Kenner der VDE-Vorschriften, aber diese stellen entgegen einem weit verbreiteten Glauben keine Gesetze dar. Wenn einem der Fachverstand als Elektroingenieur sagt, dass die parallele Verlegung in einem Rohr sicher ist, dann kann man das machen, auch wenn irgendeine VDE-Vorschrift etwas anderes vorschlägt.

    Ich würde (und habe es auch so gemacht) in diesem Fall darauf Wert legen, dass das Stromkabel einen großen Querschnitt hat und deshalb im Betrieb und auch bei Störungen kalt bleibt, dass das Kabel trotzdem niedrig abgesichert ist (z.B. 32A für ein 6mm2-Kabel), dass die Isolation dick genug ist und unter keinen Umständen beim Ziehen des Kabels beschädigt wird, dass das LAN-Kabel gut geschirmt ist und der Kabelmantel unbeschädigt und letztlich, dass ich keine höchstfrequenten Störungen auf der Verbraucherseite erzeuge. Wenn das alles sichergestellt ist, wird nichts Unangenehmes passieren und VDE ist zwar nicht dem Wortlaut nach erfüllt, aber dem Sinn nach auf jeden Fall. Das weiß auch ein kluger Elektriker.

    Nach der reinen Lehre sollte man Nachrichtenkabel und Stromkabel immer räumlich getrennt verlegen. Ich habe das CAT6-LAN-Kabel trotzdem parallel zum Starkstromkabel verlegt, weil ich kein zweites Rohr im Garten verlegen wollte. Der Internetanschluß erlaubt Softwareupdates der Wallbox und ich kann den aktuellen Zustand in meiner App überprüfen.


    Probleme habe und erwarte ich nicht. Theoretisch könnte das LAN nur dann gestört werden, wenn das Auto beim Laden sehr hochfrequente Störungen (Schaltflanken << 1µs) auf das Starkstromkabel überträgt. Das tun die Autos aber nicht.

    Daher spricht wenig gegen das Verlegen eines gut geschirmten LAN-Kabels, also mindestens CAT6. Mit dem einfacheren CAT5e-Kabel wäre ich vorsichtig, aber der Aufpreis für die bessere Qualität von CAT6 ist gering.

    In meiner Anleitung der VW-Elli-Wallbox steht, dass sie mit einer 16A-Sicherung mit C-Charakteristik abgesichert werden soll. Dies ist m.E. aber nicht erforderlich, eine (üblichere) B-Charakteristik tut es auch, da die mir bekannten E-Autos keine hohen Einschaltströme beim Laden haben. Und nur für solche würde man eine C-Charakteristik brauchen. Der Wallbox selbst ist es egal, die zieht ja selbst nur Milliampere für ihren Eigenverbrauch.