Beiträge von PeterB

    Nun konnte ich auch endlich den Enyaq fahren und habe ihn ca. 2 Stunden ausgiebig in der Stadt, auf dem Land und der Autobahn getestet.


    Vorab nenne ich kurz meine aktuellen Fahrzeuge von Skoda: Superb L&K 2,0 TDI (Baujahr 2018) und Octavia iV (Baujahr 2021). Zu beiden Fahrzeug als Vergleich nehme ich nachfolgend noch Bezug:


    Testwagen: First Edition iV80 ca. 54.000 Euro


    1.) Optik – da es Geschmackssache ist gehe ich darauf nicht tiefer ein. Jedoch fallen, neben dem Auto stehend, die 21 Zoll Kutschwagenräder sofort ins Auge. Ob diese Monster nun schön sind oder nicht muss jeder für sich selber entscheiden. Insgesamt ist der Wagen zwar groß aber man merkt ihm im Vergleich zum Superb sofort die insbesondere kürzeren Proportionen an und trotz seiner recht stattlichen Erscheinung wirkt der Wagen irgendwie kompakt.


    2.) Innenraum – Sehr großer und auch komfortabler Innenraum mit genug Stauraum. Der Platz in der 2. Reihe braucht sich nicht hinter dem Superb verstecken. Die Material- bzw. Verarbeitungsqualität hingegen lässt an vielen Stellen zu wünschen übrig. Hier kann der Enyaq keinesfalls dem Superb Paroli bieten. Leider gibt es deutlich mehr unschöne Hartplastikelemente und diese auch an sehr unglücklichen Stellen. Als Beispiele wären die Elemente links und rechts neben den Rücksitzen zu nennen. Sind diese noch beim Superb mit Leder bezogen, findet man hier noch nicht einmal aufgeschäumtes Material. Diese Elemente sind aber insbesondere wenn Kinder mitfahren oder auch Kindersitze wie z.B. ein MaxiCosi rein und raus genommen werden, schnell im Weg und vermutlich genauso schnell auch unschön verkratzt (eigene Erfahrung aus dem Octavia). Auch im vorderen Bereich fallen einige unschöne Elemente auf. Insgesamt liegt der Enyaq von der Wertigkeit des Innenraums nahe beim Octavia und erinnert auch sonst stark vom Design an diesen. Der Superb spielt aber definitiv eine klasse Höher. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn man die Lederqualität vergleicht. Beim ersten Hinsehen merkt man den Unterschied, ebenso beim Sitzen und bei diesem Vorführwagen hatte das Leder auf der Rücksitzbank auch unschöne Knitterfalten. Es handelte sich hierbei um die schwarze Lederausstattung. Ob die olivengegerbte Variante hochwertiger ist, kann ich nicht beurteilen. Insgesamt ist somit der Innenraum gut aber auch nicht sehr gut und liegt trotz vergleichbaren Bruttolistenpreis deutlich hinter dem Superb.


    3.) Antrieb und Fahrkomfort: Das Auto macht super viel Spaß insbesondere beim Tempo 0 bis 70. Hier macht der Elektroantrieb den größten Unterschied zum Verbrenner aus. Steigt man nach einer Fahrt mit dem Enyaq wieder in einen Diesel oder wie meinem Fall in den Superb, wirkt der Wagen gerade bei der Beschleunigung irgendwie gequält, der Enyaq hingegen zieht super gleichmäßig und extrem leise davon. Über 70 km/h ist der Unterschied zunächst kaum noch spürbar und unser Ocativa im Hybrid Modus wie aber auch der Superb keineswegs lauter, da die Abrollgeräusche lauter sind als die Motoren. Über 100 bis 165 km/h (danach wurde abgeriegelt), merkte man dem Enyaq an, dass es bei weitem nicht mehr so zügig nach vorne ging. Immer noch völlig ausreichend aber im Vergleich zu dem sehr guten und agilen Diesel im Superb kein Vergleich. Da der Enyaq insgesamt gut gedämmt ist, möchte man zumindest bei 165 km/h ggf. auch nochmal etwas schneller fahren, da die Geschwindigkeit einem schon langsamer vorkommt. Hier geht natürlich nichts mehr und für mich persönlich käme die Variante mit 180 km/h unter Umständen eher in Frage. Durch die deutlich kürzere Bauform ist der Enyaq insbesondere in der Stadt deutlich angenehmer, da im Vergleich zum Superb Parklücken schon merklich „wachsen“. Die Straßenlage erinnert stark an eine Limousine, kommt aber insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten nicht mit dem Superb oder Octavia mit. Der niedrige Schwerpunkt kommt dem Enyaq bei Kurven gegenüber den Verbrenner SUVs entgegen und macht auch auf Landstraßen mit engen Kurven Spaß.


    4.) Infotainment und Bedienung – Es war sehr gut, dass sich Skoda für den Einbau der haptischen Schalter unterhalb des Infotainmentsystems entschieden hat. Über das Infotainment wurde bereits viel geschrieben. Ich persönlich finde es nicht gut. Es kann zwar die wichtigsten Dinge aber die Bedienung ist grauenhaft. Mir ist es schleierhaft, warum ein großer Konzern wie VW es nicht hinbekommt ein paar vernünftige UX Designer einzustellen und ein solches System intuitiv und weniger verschachtelt zu konzipieren. Die meisten Handy-Apps können das heute schon wesentlich besser. Naja, daran kann man sich sicherlich auch gewöhnen und habe es in Teilen auch schon beim Octavia. Das Tacho Display finde ich persönlich nicht wirklich schön und im Vergleich zum Virtuell-Cockpit im Superb und Octavia eher sehr klein. Beim Navigieren ist das Virtuell-Cockpit besser da man nicht nach rechts zum Display schauen muss. Leider konnte ich die AR Funktion nicht testen, da diese im Vorführwagen nicht integriert war. Diese könnte das kleine Display sicherlich verschmerzbar machen.


    Fazit: Gutes bis sehr gutes Auto welches jedoch vom Preis-/Leistungsverhältnis nicht an einen Superb heran kommt. Auf Grund der vorab genannten Kritikpunkte, insbesondere bei der Verarbeitungsqualität, werde ich mir auch mal den Q4 etron von Audi anschauen und abwägen ob dieser eine Alternative darstellt. Den Aufbau der Displays finde ich beim Audi insgesamt besser und dass die Klimaanlage eine vernünftige haptische Bedienung bekommen wird, ist sicherlich auch ein Vorteil gegenüber dem Enyaq. Wenn man den Umweltaspekt außen vor lässt und keine Vorteile durch die günstige Dienstwagenbesteuerung hat, ist insbesondere für Vielfahrer der Enyaq noch 2. Wahl hinter dem Verbrenner oder auch einem Hybrid. Falls jedoch die Steuerförderung voll greift oder man sich überwiegend außerhalb von Autobahnen bewegt, ist vermutlich der Enyaq mit dem kommenden Hyundai Ioniq 5 das vernünftigste Elektroauto am Markt.